In der Kaffeewelt gibt es verschiedene Begriffe, die definieren, auf welche Art mit Kaffee gehandelt wird. Doch was unterscheidet die verschiedenen Ansätze und warum ist ein fairer Kaffeehandel so wichtig? In diesem Beitrag findest Du die Antworten.
Wie funktioniert herkömmlicher Kaffeehandel?
Der Preis für Rohbohnen ist auf dem Weltmarkt ständigen Preisschwankungen ausgesetzt, da er auf dem volkswirtschaftlichen Grundprinzip von Angebot und Nachfrage beruht. Diese stetigen Preisschwankungen beeinflussen die Erzeugerpreise, die die Kaffeeanbauer auf dem Markt verlangen können.
Im Kaffeehandel bestimmen den Preis jedoch nicht die Menschen, die den Kaffee anbauen, sondern die Kaffeehändler. Da diese meist eine große Verhandlungsmacht besitzen, können sie die Preise stark drücken. Die Kaffeebauern haben dabei keinen großen Verhandlungsspielraum. Lehnen sie das Angebot des Exporteurs ab, versucht dieser es bei dem nächsten Kaffeeproduzenten.
Großplantagen schaden der Umwelt
Konventioneller Kaffee wird hauptsächlich auf Großplantagen angebaut, da diese ökonomisch betrachtet eine effizientere Ernte ermöglichen. Dabei werden nicht zwingend Kleinbauern ausgebeutet, aber es werden in der Regel große Areale des Regenwaldes gerodet. Die freigewordene Fläche ist allerdings nur wenige Jahre nutzbar, da der Boden schnell ausgelaugt ist und dann keine Erträge mehr möglich sind. Der gerodete Regenwald kann nicht wieder aufgeforstet werden – somit ist der Lebensraum für viele Menschen, Tiere und Pflanzen unwiederbringlich zerstört.
Ein Kaffeeanbau auf kleinen Fincas ist nachhaltiger. Es gibt auch Produzenten, die so Kaffee anbauen. Diese Produktionsweise ist jedoch teurer, so dass die Bauern kaum Abnehmer aus dem globalen Handel finden und daher deutlich geringere Umsätze erwirtschaften.
Kinderarbeit ist ein weiteres Problem auf vielen Großplantagen
Auf Kaffeeplantagen gibt es nur während der Erntezeit Arbeit. Der Lohn ist in den meisten Fällen so niedrig, dass Kinder mitarbeiten müssen, um das Familieneinkommen zu sichern. Ein Arbeitstag auf einer Plantage dauert auch für Kinder rund 10 Stunden. Zudem werden Kinder auch für gefährliche Arbeiten eingesetzt – wie das Einsprühen der Kaffeesträucher mit Pestiziden – und das meist ohne Schutzkleidung. Die verwendeten Pestizide sind in der EU weitestgehend verboten. Sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein und Atemwegserkrankungen auszulösen.
Was zeichnet den fairen Kaffeehandel aus?
Im Gegensatz zum herkömmlichen Kaffeehandel garantiert der Faire Handel die Zahlung von Mindestpreisen für Rohbohnen. Das soll den Kaffeebauern eine menschenwürdige Existenz sichern und eine nachhaltige Produktion ermöglichen.
Weitere positive Auswirkungen des Fairen Handels:
- Es werden Projekte im Kaffeeanbauland gefördert, um beispielsweise die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Die Finanzierung von Bildungsprogrammen und Frauenförderung gehören ebenfalls zu den Förderprogrammen.
- Durch den Mindestpreis ist es den Kaffeeproduzenten möglich, die Anbaumethoden weiterzuentwickeln, um hohe Qualitätsstandards der Rohbohnen zu gewährleisten.
- Im Fairen Handel werden gezielt Kleinbauern gefördert, diese können sich zu Kooperativen und Genossenschaften zusammenschließen.
- Es gelten Abnahmegarantien, Vorfinanzierungen von Ernten und Schutz für Ernteausfälle.
- Ausbeuterische Kinderarbeit ist ausdrücklich verboten.
Was ist der Unterschied zwischen Fairtrade, Fairem Handel und Direct Trade?
Fairtrade und Direct Trade sind spezielle Handelskonzepte, die sich in wesentlichen Punkten voneinander unterscheiden.
Was beuten Fairtrade und Fairer Handel?
Fairtrade und Fairer Handel sind zwei verschiedene Begriffe mit unterschiedlicher Bedeutung: Fairtrade ist eine eigetragene Marke der NGO Fairtrade International. Diese Organisation vergibt das bekannte Fairtrade-Siegel. Mit dem Begriff Fairer Handel sind gesamte soziale Bewegungen gemeint. Dazu gehören Unternehmen wie GEPA und Naturland, die ebenfalls eigene Siegel herausbringen. Alle Organisationen aus dem Fairen Handel haben sich auf einen gemeinsamen Nenner geeinigt: Die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die am Anfang der Lieferkette stehen, steht im Fokus. Die Kriterien des Fairen Handels sind zudem weitaus strenger als sogenannte „Nachhaltigkeitssiegel“.
Wofür steht Direct Trade?
Direct Trade ist eine interessante Alternative zum Fairen Handel. Denn im Direkthandel gilt das gleiche Credo wie bei Fair Trade: Faire Löhne für Kaffeeproduzenten und Entwicklungsprojekte.Dies wird aber nicht durch eine übergeordnete Organisation gesteuert, sondern direkt von den Vertragspartnern.
Kaffeeröster wenden sich direkt an die Kaffeebauern vor Ort. Sie besuchen die Plantagen, um sich ein eigenes Bild der Bohnenqualität machen zu können. Besitzen die Kaffeefarmen die gewünschte hohe Qualität, gehen die Röster eine direkte Partnerschaft mit dem Kaffeebauern ein. Der Kaffee wird also direkt bei den Produzenten eingekauft und gelangt ohne Stationen bei Zwischenhändlern auf den Markt. Durch die „direkte Handelspartnerschaft“ werden immense Kosten gespart, was sich positiv auf die Situation der Kaffeeanbauern auswirkt. Sie sind stärker am Endverkaufspreis beteiligt und der Gewinn bleibt nicht ausschließlich bei den verarbeitenden Konzernen.
Die Preisgarantien liegen im Direct Trade sogar oft über den Preisen des Faitrade-Siegels.
Kaffee mit gutem Gewissen trinken
Fairtrade, Fairer Handel und Direct Trade sind alles Konzepte, die Kleinbauernfamilien dabei unterstützen, bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen. Gerechte Handelsbeziehungen, eine gestärkte Binnenwirtschaft und angeglichene Weltwirtschaftsstrukturen sind die übergeordneten Ziele.